Häufige Fragen

FAQ - Häufig gestellte Fragen

Ist mein Kind infektanfällig?

Liebe Eltern,  manche Säuglinge und Kleinkinder scheinen ständig erkältet zu sein. Aber wieviele Infekte sind noch normal und ab wann liegt eine Immunschwäche vor ? Wenn der sog. ‘Nestschutz’, den alle Neugeborene von ihrer Mutter über die Nabelschnur mitbekommen, etwa nach einem halben Jahr aufgebraucht ist, muß sich das Immunsystem des Kindes ganz aus eigener Kraft mit Infektionserregern auseinandersetzen und eigene Antikörper bilden. Es gibt mindestens zweihundert verschiedene Erkältungsviren, die insbesondere im Winterhalbjahr aktiv sind. Gerade in Krabbelgruppen, Tagesstätten, Kindergärten und Schulen lauert immer eine Vielzahl an Viren und Bakterien, gegen die sich das kindliche Immunsystem zur Wehr setzen muß.   Säuglinge und Kleinkinder haben im Durchschnitt sieben bis acht, Schulkinder fünf bis sechs Erkältungen pro Jahr. Zusätzlich können noch zwei bis drei Magen-Darm-Infekte pro Jahr hinzukommen – manche Kinder reagieren bei praktisch jedem Luftwegsinfekt gleichzeitig mit Durchfall. Mehr als 10% der Kinder sind sogar öfter als zwölfmal pro Jahr erkältet ! All diese Infektionen können zwar sehr lästig sein, sie sind aber ein notwendiges Training für das kind-liche Immunsystem und hinterlassen in vielen Fällen bleibende Immunität (Abwehrfähigkeit). Man spricht von einer physiologischen Infektanfälligkeit. Nach jedem überstandenen Infekt ist die Immunabwehr Ihres Kindes ein Stück widerstandsfähiger.

Ab wann sind weitere Untersuchungen erforderlich ? – Vor allem bei Kleinkindern können stark vergrößerte Rachenmandeln (Polypen) Luftwegsinfekte und Mittelohrentzündungen begünstigen, so daß eine Mitbetreuung durch einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt sinnvoll sein kann. Tritt eine Infektion immer wieder an derselben Stelle auf, muß z.B. bei Lungenentzündungen an eine Fehlbildung oder einen Fremdkörper in den Bronchien gedacht werden. Etwa ab dem Kindergartenalter kann ein wochenlang andauernder Schnupfen je nach Jahreszeit auch mal durch eine Allergie z.B. auf Pollen oder Hausstaubmilben verursacht werden. Nur bei übermäßig häufigen, kompliziert verlaufenden und hartnäckigen Entzündungen durch Bakterien und Pilze sollte, insbesondere wenn zusätzlich eine Gedeihstörung vorliegt, an eine krankhafte Immunschwäche gedacht werden.

Wie kann die Infektabwehr gestärkt werden ? – Sogen. Immunstimulantien konnten bislang keine überzeugende Wirkung gegenüber Virusinfektionen nachweisen. Die Wirksamkeit häufig angewandter pflanzlicher Präparate wird oft überschätzt. Andere Medikamente beinhalten z.B. Bakterienbestandteile, die nach oraler Gabe die Immunabwehr stimulieren sollen. Da aber mehr als 80 Prozent der Luftwegsinfekte durch Viren ausgelöst werden, ist auch deren Nutzen fraglich.  Ernähren Sie Ihr Kind ausgewogen und vitaminreich, sorgen für ausreichend Schlaf und viel Bewegung in frischer Luft. Machen Sie Ihre Wohnung zur rauchfreien Zone! Schutzimpfungen schützen Ihr Kind vor zum Teil lebensbedrohlichen Infektionen.

Was tun bei Windpocken?

Seit Einführung der Windpocken-Impfung sehen wir diese Kinderkrankheit deutlich seltener in der Kinderarztpraxis, gelegentlich treten nach einmaliger Varizellen-Impfung etwas mildere Windpockenverläufe auf. – Was ist bei einer Windpockenerkrankung zu beachten und welche Maßnahmen sind hilfreich:

1. Während derZeit der Ansteckungsgefahr (also vom Auftreten der ersten Bläschen bis zum vollständigen Austrocknen derselben) sollten die Kinder möglichst im Hause bleiben. Die Ansteckung erfolgt – wie der Name Windpocken schon sagt – über die Luft; feinste Viruspartikel des ansteckenden Bläscheninhaltes verteilen sich in Windeseile. – Bitte bedenken Sie, daß Windpocken nicht für alle Menschen eine meist harmlose Kinderkrankheit darstellen: überall kann man auf immungeschwächte Menschen (z.B. unter Chemotherapie), Schwangere ohne bisherigen Windpockenkontakt, kleine Säuglinge ohne Nestschutz, Erwachsene ohne Windpockenschutz oder Neurodermitiker treffen – übrigens auch beim Gang in die Apotheke direkt nach dem Kinderarztbesuch.

2. Betupfen Sie die Bläschen mit Lotio alba, Zinkschüttelmixturen mit juckreizlinderndem Polidocanol (z.B. ‘Anäthesulf’) oder gerbstoffhaltiger Lotion (z.B. ‘Tannosynth’), um die Windpocken auszutrocknen. – Vermeiden Sie juckreizsteigernden Wärmestau durch Tragen von luftiger Baumwollkleidung. Die Fingernägel sollten bewußt kurz und sauber gehalten werden. Ausgiebiges Baden sollte unterbleiben, um die Haut nicht aufzuweichen; wenn erforderlich können die Kinder kurz abgeduscht werden.

3. Bei starkem Juckreiz hilft das Antiallergikum ‘Fenistil’ in Tropfenform zum Einnehmen, wobei man sich hier die bekannte Nebenwirkung der Müdigkeit bei abendlicher Einnahme zu Nutze machen kann.

4. Bei ausgeprägtem Windpockenbefall der Mundschleimhaut können schmerzlindernde Mundgels hilfreich sein. Schmerzlindernde Salben können bei Bläschen der Genitalschleimhaut zum Einsatz kommen.

5. Treten etwa Windpocken im Bereich der Bindehäute auf oder entstehen aus den Bläschen eitrige, honiggelbe Hautentzündungen, sollte eine zusätzliche antibakterielle Therapie mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.

6. Gemeinschaftseinrichtungen (Kindergärten, Schulen) verlangen entsprechend dem Infektionsschutzgesetz vor Wiederaufnahme des Kindes eine ärztliche Bestätigung, daß keine Ansteckungsgefahr mehr besteht.

7. Nach den Windpocken, d.h. wenn die Krusten der Bläschen endlich abgefallen sind, benötigt die Haut je nach Ausprägung ein wenig rückfettende Pflege. 8. Bei sehr ausgeprägten Windpocken ist das Immunsystem des Kindes manchmal so beansprucht, daß das Kind für eine Weile etwas infektanfälliger erscheint. Geben Sie Ihrem Kind daher genügend Zeit, sich zu erholen.

Was tun bei bei Verstopfung?

Liebe Eltern, oft schon helfen ein paar ganz einfache Veränderungen in der tagtäglichen Ernährung, dauerhaft einen regelmäßigen Stuhlgang herbeizuführen. Klein- und Schulkinder mit Verstopfung sollten zunächst einmal möglichst viel trinken (1 bis 2,5 Liter/Tag, je nach Alter). Als Getränke eignen sich Mineralwasser, Tee, verdünnte Frucht- und Gemüsesäfte (z.B. Sauerkrautsaft). Ein Glas Buttermilch pro Tag lockert den Stuhlgang auf, eine Tasse Malzkaffee regt die Verdauung an. Oder versuchen Sie mal 1 Teelöffel Feigensaft vor dem Schlafengehen. Aber auch schon ein Glas Wasser täglich morgens auf nüchternen Magen hat oft schon durchschlagenden Erfolg. Bekommen Obst (z.B. frische Pflaumen, Birnen, warmes Apfelmus, Fruchtdeserts mit Feigen oder eingeweichten Backpflaumen), Naturjoghurts (z.B. im Müsli mit 1 Teelöffel am Vorabend eingeweichten Leinsamen), Gemüse (z.B. Sauerkraut mit gedünsteten äpfeln) und Vollkornprodukte. Bereiten Sie das Essen täglich mit Olivenöl zu. Sie sollten folgende Lebensmittel meiden:  Weißbrot, Brötchen, Toast, Fast Food (Burger, Pizza) und Mehlspeisen (Nudeln) enthalten zu wenig Ballaststoffe. Milch, Wurst und Fleisch sollten nur in Maßen gegessen werden. Süßigkeiten (Schokolade, Kakao, Kuchen) gibt`s mal vorerst nicht. Auch stopfende Bananen sollten eher weggelassen werden. Schicken Sie ihr Kind regelmäßig nach dem Mittagessen auf die Toilette bzw. aufs Töpfchen, heizen Sie den Raum vorher gemütlich warm und geben Sie Ihrem Kind Bilderbücher mit. Vermeiden Sie zu frühe oder strenge Sauberkeitserziehung! Sorgen Sie für ausreichend körperliche Bewegung ! sollten vor jedem Therapieversuch kinderärztlich untersucht werden.  Bei vollgestillten Säuglingen kann Stuhlgang einmal in 10 Tagen ganz normal sein, vorausgesetzt sie werden satt, gedeihen und fühlen sich wohl. Bei der Umstellung auf Flaschenmilchnahrung oder später beim Einführen von Beikost (Karotten stopfen etwas) kann sich der Stuhlgang vorübergehend verfestigen. Bei kleinen Säuglingen können schon mal spezielle Klistiereinläufe (Babylax) erforderlich sein. Bei der Zubereitung von Flaschenmilch sollte evtl. etwas weniger Pulver pro Flasche als angegeben verwendet werden. Geben Sie Ihrem Kind zusätzliche Flüssigkeit in Form von Wasser oder Tee. Milchzucker, bis zu 3mal täglich 2 Teelöffel ins Fläschchen, lockert den Stuhl auf, führt aber oft zu Blähungen. Bei älteren Säuglingen helfen Obst- und Gemüsesäfte bzw. Obstgläschen (z.B. Birne, Pfirsich) gegen Verstopfung, führen allerdings gelegentlich zu einem wunden Po. Versuchen Sie mal 2 Eßlöffel Olivenöl täglich in das Mittagessen gemischt. Oder weichen Sie Backpflaumen übernacht in einem Wasserglas ein und geben Sie Ihrem Kind morgens das Wasser zu trinken.

Medikamente zur Stuhlentleerung sollten nur bei ganz hartnäckiger Verstopfung bzw. Schleimhauteinrissen am Po und nur nach Rücksprache mit dem Kinderarzt zeitlich begrenzt verabreicht werden. Damit sich das Thema Stuhlgang bei anhaltender Verstopfung (Obstipation) nicht zu negativ in den Kinderköpfen festsetzt, kann eine Medikation mit Makrogol (macht keine Darmgewöhnung) sinnvoll sein.

Wieviel Fernsehen darf (m)ein Kind?

Zehn Regeln für die Nutzung von Bildschirm-Medien mit Kindern:

1. Fernsehen, Computer oder Play-Station gehören bei Kindern unter 12 Jahren nicht ins Kinderzimmer !

2. Zeiten für die Mediennutzung eindeutig festlegen.

3. Konsequente Kontrolle des Medienkonsums – auch wenn es anstrengend ist ! Kleine Kinder sind wie gefesselt von der Macht der Bilder und finden den Knopf zum Ausschalten nur mit Hilfe ihrer Eltern. Daher: Zeiten aufschreiben. < 3 Jahren: überhaupt kein Fernsehen ! 3 – 5 Jahre: bis 30 Minten / Tag  6 – 9 Jahre: bis 60 Minuten / Tag 10-13 Jahre: bis 90 Minuten / Tag > 13 Jahren: bis 120 Minuten / Tag

4. Das eigene Verhalten zum Fernsehen kritisch überprüfen ! Das Fernsehgerät darf nicht zum Mittelpunkt der Wohnung gemacht werden. Nur gezielt einschalten, nicht wahllos ‘Zappen ‘,den Fernseher nicht einfach nur laufen lassen.

5. Für kleine Kinder gilt: – Kein Fernsehen in den ersten beiden Lebensjahren ! (denn in dieser Zeit liegt die empfindlichste Sprachentwicklungsphase)  – Mit Vorschulkindern möglichst nur gemeinsam fernsehen ! (und viel über das Gesehene sprechen) – Viel vorlesen: Vorlesen ist die beste Sprachschule !

6. Für Schulkinder gilt: Erst die Hausaufgaben, dann ggf. Fernsehen oder Computer !

7. Gemeinsam essen – und am Tisch miteinander reden !

8. Kein Fernsehen beim Essen – kein Essen beim Fernsehen !

9. Kein Fernsehen schon morgens vor Kindergarten oder Schule !

10. Aktives Spielen fördern ! Eine zu frühe und intensive Nutzung von Bildschirm-Medien wirkt sich negativ auf die Hirnentwicklung aus. Kinder brauchen dazu die Hilfe und Kontrolle ihrer Eltern.

Welchen Sonnenschutz braucht mein Kind?

Sonnenschutz – Empfehlungen für den Sommer: Der Sommer ist da. Endlich kann wieder nach Herzenslust im Freien gespielt und getobt werden, Freibäder locken und die Familien planen Urlaubsreisen in südliche Länder. Was ist denn nun zu beachten, um Kinder vor langfristigen Lichtschäden durch Sonnenstrahlung zu bewahren? Gerade Säuglinge und junge Kleinkinder besitzen noch keine körpereigenen Schutzmechanismen gegenüber UV-Strahlung in Form von Pigmentierung (Bräunung) und Lichtschwiele (Verdickung der Hornschicht) und sollten daher zunächst gar nicht und später nur vorsichtig der direkten Sonne ausgesetzt werden. Die einfachste und sicherste Form des Sonnenschutzes ist das Meiden intensiver Sonne zwischen 11 und 16 Uhr, bzw. wenn der Schatten kürzer ist als die Schatten werfende Person. Die lichtschützende Wirkung von Schatten oder Wolken wird häufig überschätzt: z.B. reduziert ein Sonnenschirm am Strand das UV-Licht nur auf die Hälfte, da es zum großen Teil durch den hellen Sand reflektiert wird. Um vor vermehrter Sonnenexposition zu schützen, sind Hüte mit beiter Krempe sowie langärmlige, luftige Kleidung sehr zu empfehlen. Bei textilem Sonnenschutz ist die UV-protektive Wirkung von der Farbe, der Dicke und der Art des Materials abhängig. Sehr günstig sind dunkle, dicht gewebte Stoffe. Nur die frei getragenen Regionen wie Gesicht und Hände sollen bei vermehrter Sonnenexposition mit Lichtschutzmitteln behandelt werden. Für den übrigen Körper ist bei stärkerer UV-Belastung textiler Sonnenschutz sicherer, wirksamer und auch kostengünstiger. Geeignete Sonnenschutzmittel sind wasserfeste oder wasserresistente Produkte mit hohen Lichtschutzfaktoren (LSF) im UV-B- und hohen LSF im UV-A-Bereich (mindestens 15). Während chemische UV-Filter Unverträglichkeitsreaktionen der Haut hervorrufen können, werden für Kinder Sonnenschutzmittel mit physikalischem Sinnenschutz empfohlen. Zinkoxid und Titandioxid bieten als Nanopartikel ein breites Wirkungsspektrum im UV-A- und UV-B-Bereich und dringen nicht in tiefere Hautschichten ein. Empfehlenswerte unparfümierte Sonnenschutzmittel ohne chemische UV-Filter sind z.B. Ladival Sonnenschutz-Creme für Kinder, wasserfest (LSF 30, australischer Standard), Eucerin Kids Micropigment Sunlotion LSF 25, Microsonne, Nivea Baby Sonnencreme (SSF 30, australischer Standard). Die Bezeichnung ‘Australischer Standard’ besagt hierbei, dass (unabhängig von der Höhe des UV-B-LSF) 90% der UV-A-Strahlen herausgefiltert werden.

Wie gefährlich ist eigentlich Fieber?

Natürlich rezeptiere ich in der kinderärztlichen Praxis bewährte fiebersenkende Medikamente wie Ibuprofen und Paracetamol. Auf die Frage, ab wieviel Grad Fieber eigentlich gesenkt werden sollte, antworte ich zumeist, dass Fieber eine Körpertemperatur von > 38,5°;C bedeutet, man die Entscheidung zur Fiebersenkung vom Zustand des Kindes abhängig machen sollte und nicht vom Stand des Fieberthermometers und dass ich generell zur Nacht hin ein wenig großzügiger mit Fiebersenkern umgehe.

Unter dem Titel „Beratung zum Umgang mit Fieber und Abbau der Fieberangst” hat T. Reckert einen beachtenswerten Übersichtartikel geschrieben [Kinder- und Jugendarzt 2011:11, 695], den ich zusammenfassen und um ein paar eigene Anmerkungen ergänzen möchte. Hohes Fieber kann eine gefährliche Krankheit anzeigen, jedoch würde eine gefährliche Krankheit durch unterdrücktes Fieber nicht ungefährlicher. Fieber entsteht als vom Körper aktiv herbeigeführte, geregelte und begrenzte Temperaturerhöhung meist im Rahmen einer Infektion, hervorgerufen durch eine körpereigene Temperatursollwerterhöhung zum Zwecke einer verbesserten Immunabwehr. Für Eltern ist es wichtig, wenn sie neben der Fiebermessung und ausreichender Flüssigkeitsgabe beobachten, ob der Körper ihres Kindes gerade Wärme zentralisiert (steigendes Fieber) oder peripherisiert (bleibendes oder sinkendes Fieber). Fiebersenkung durch Wadenwickeln ist nur sinnvoll, wenn die Füße warm sind – um die Wärmeabgabe und somit die Temperatursenkung zu unterstützen. Ein auffieberndes und gerade frierendes Kind darf hingegen nicht äußerlich gekühlt werden – es gehört in ein warmes Bett.  Fieber steigt bei einem Kind mit intakter Temperaturregulation nicht in einen Bereich, der durch sich selber gefährlich wird; bei hohem Fieber gerinnt kein Körpereiweiß.

Entgegen der früher üblichen Empfehlung, nach einem ersten Fieberkrampf konsequent und frühzeitig (z.B. ab 38,5&deg;C) fiebersenkende Medikamente zu verabreichen, muß heute festgestellt werden, dass sich Fieberkrämpfe durch eine medikamentöse Fiebersenkung nicht sicher vermeiden lassen [van Stuijvenberg M et al.: Pediatrics 1998; 102:1-7 ; Schnaiderman D. et al.: Eur J Pediatr 1993; 152:747-749]. Hieraus lässt sich schließen, dass Fieber also nicht routinemäßig ab einer bestimmten Gradzahl gesenkt werden muß.Fieber kann aber gesenkt werden, wenn das Befinden des fiebernden Kindes dies erforderlich erscheinen lässt, z.B. wenn Gliederschmerzen, Unruhe, Schlappheit, Durstlosigkeit u.a. eine weitere Verschlechterung des Krankheitsbildes befürchten lassen. Hier sind fiebersenkende Medikamente mitunter sehr hilfreich, weil sie zu einer (vorübergehenden) Verbesserung der Befindlichkeit führen und die Kinder so etwas Ruhe und Kraft tanken können.

Dies sollte aber nicht darüberhinweg täuschen, dass Kinder z.B. nach einer nächtlichen Gabe von Paracetamol weiter krank sind – sie gehören also morgens keineswegs in den Kindergarten, auch wenn man ihnen ihre Krankheit auf einmal vielleicht nicht mehr ansieht. Interessanterweise aktiviert Paracetamol u.a. den zentralen Cannabisrezeptor CB1, was durchaus eine vorübergehend euphorisierende Wirkung erklären könnte. Wir sind also in der Lage, durch den Einsatz fiebersenkender Medikamente wie Ibuprofen und Paracetamol das Befinden des Kindes im hochfieberhaften Infekt vorübergehend zu verbessern – dies ist zweifelsohne sinnvoll und kann mitunter sogar Krankenhausaufenthalte verhindern.

Neben der Tatsache, dass Medikamente nicht unkritisch und routinemäßig eingesetzt werden dürfen, auch um Überdosierungen zu vermeiden, gibt es ernstzunehmende Hinweise dafür, dass sich eine fiebersenkende Therapie ungünstig auf Krankheitsverläufe auswirken kann. Ebenso sollte man einer fieberhaften Impfreaktion nicht mit fiebersenkenden Medikamenten vorbeugen, sondern je nach Befinden des Kindes im Falle von hohem Fieber nach einer Impfung über den Einsatz von Fiebersenkern entscheiden.

Abschwellende Nasentropfen für kleine Säuglinge?

Dürfen Neugeborene und kleine Säuglinge abschwellende Nasentropfen erhalten ? Daß niemand abschwellende, d.h. Xylometazolin- bzw. Oxymetazolin-haltige, Nasentropfen dauerhaft über `zig Wochen mehrfach täglich anwenden sollte, um nicht Gewöhnungseffekte an der Nasenschleimhaut auszulösen, ist im Bewußtsein der verschnupften Bevölkerung längst angekommen. Wie verhält es sich aber mit der Anwendung dieser Nasentropfen/-sprays bei Neugeborenen und kleinen Säuglingen ?

Spätestens seit der Veröffentlichung mit dem Titel ‘Koma bei Neugeborenen durch abschwellende Nasentropfen ?’ (Meyberg et al., Dtsch. Ärzteblatt 2006; 103:(50)A3411-3) ist berechtigterweise eine gewisse Verunsicherung bei verordnenden Ärzten und anwendenden Eltern aufgetreten. Denn als logische Konsequenz auf diese Publikation dreier Fallberichte haben mittlerweile fast alle Pharmafirmen, die abschwellende Nasentropfen für Säuglinge in einer Konzentration von 0,025% anbieten u.a. aus Furcht, juristisch belangt werden zu können, folgende Zusatzinformation in ihren Waschzetteln aufgenommen: ‘Besondere Vorsicht bei der Anwendung von … 0,025% Schnupfen Lösung ist erforderlich bei Neugeborenen und jungen Säuglingen. Es gibt einzelne Berichte zu schweren Nebenwirkungen (insbesondere Atemstillstand) bei Anwendung der empfohlenen Dosis in dieser Altersgruppe’.über Jahrzehnte war die Verwendung Xylometazolin- bzw. Oxymetazolin-haltiger Nasentropfen/-sprays auch im jungen Säuglingsalter eine allgemein gebräuchliche, bewährte und offiziell empfohlene Möglichkeit, die verlegte Nasenatmung gerade der kleinsten Erdenbürger bei viralen Atemwegsinfekten im Winterhalbjahr freizuhalten. Fast ist man gewillt zu sagen: Für diese breite und flächenhafte Anwendung der Säuglingsnasentropfen scheint doch recht wenig passiert zu sein ?! – Nun existieren 3 Fallberichte von gesunden Neugeborenen bzw. jungen Säuglingen, die auf eine Gabe von Oxymetazolin- / Xylometazolin-haltigen Nasentropfen in einer Konzentration von 0,025% mit einem zeitlich begrenzten Koma bzw. mit Atempausen reagiert haben.

Und tatsächlich ließen sich aus pharmakologischer Sicht bei einer höheren Dosis diese schweren Nebenwirkungen abschwellender Nasentropfen erklären. Wissen wir doch von Fällen, wo von Kleinkindern versehentlich abschwellende Nasentropfen getrunken wurden, daß diese zentralnervösen Nebenwirkungen auftreten können. Und handelt es sich bei Xylo- bzw. Oxymetazolin doch um Substanzen aus der Gruppe der Imidazoline; und in der Anästhesie wird Clonidin, ein Imidazolin-Abkömmling, als Sedativum (Schlafmittel) eingesetzt.

Wir können also nicht umhin, trotz jahrzehntelanger Bewährung dieser Medikamentengruppe in der Neugeborenenmedizin, diese Fallberichte und die möglichen pharmakologischen Zusammenhänge ernstzunehmen. Neugeborene und junge Säuglinge sollten zum Freihalten der Nasenatmung neben isotonischer Kochsalzlösung, Emser Sole etc. allenfalls abschwellende Nasentropfen mit 0,01% – em Xylometazolin erhalten.

Hilft Honig gegen Husten?

Honig statt Hustenblocker: Pünktlich zu Beginn des Winterhalbjahres und somit dem Start der alljährlichen Husten-Schnupfen-Zeit in Kitas, Kindergärten und Schulen möchte ich auf eine jüngst erschienene Veröffentlichung hinweisen. Cohen und Kollegen legen in der Zeitschrift Pediatrics (2012; 130: 465-71) eine wissenschaftlich Untersuchung zur Wirksamkeit von Honig als Hustenmittel vor. Bei 300 Kindern mit Atemwegsinfektionen – Patienten mit Lungenentzündungen, Asthma, Kruppsyndrom usw. ausgenommen – wurden drei verschiedene Sorten Honig verwendet: Eukalyptushonig, Honig aus Lippenblütengewächsen (z.B. Lavendel) und Zitrushonig.

Kindern der Placebogruppe wurder ein Sirup aus Dattelextrakt verabreicht. Jeweils vorm Schlafengehen erhielten die Studienteilnehmer 10 g der jeweiligen Honigsorte oder Placebo. Am Folgetag wurden die Eltern befragt. Es zeigte sich, dass bei jeder Honigsorte das Ansprechen verglichen mit dem Dattelsirup deutlich besser war. Zwischen den drei Honigsorten gab es keine Unterschiede. Die Eltern gaben an, der Husten sei weniger quälend gewesen, die Kinder haben besser geschlafen. Auch unter Anwendung des Dattelsirup kam es zu einer Besserung (Placeboeffekt).

Die vorliegende Untersuchung belegt – und zwar in einer doppeöblinden, randomisierten, placebokontrollierten Studie – die Wirksamkeit des alten Hausmittels Honig gegen Husten. Verglichen mit diversen Mitteln gegen nächtlichen Reizhusten ist Honig wesentlich ungefährlicher, so dass der Einsatz von Honig dem von Hustenblockern wie Pseudoephdrin, Dextromethorphan, Diphenhydramin oder Codein vorzuziehen ist. Es ist hocherfreulich, dass mit dieser Studie ein uraltes Hausmittel zur symptomatischen Behandlung oberer Atemwegsinfekte bei Kleinkindern eine Evidenzbasierung erfährt. Hustensäfte sind kein Grundnahrungsmittel für Kindergartenkinder im Winterhalbjahr.

Es sei allerdings darauf hingewiesen, dass Kinder unter einem Jahr wegen des Risikos des Säuglingsbotulismus keinen Honig erhalten dürfen. Ebenso warnen auch die Studienautoren wegen der Kariesgefahr vor jeder länger dauernden Anwendung. Und natürlich sollten auch weiterhin hustende Kinder je nach Ausprägung und Dauer kinderärztlich untersucht werden.

Soll mein Neugeborenes Vitamin K erhalten?

Seit vielen Jahren schon besteht die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin und der Deutschen Gesellschaft für Neonatologie, dass ein Neugeborenes dreimalig eine Vitamin K-Prophylaxe von jeweils 2 mg in Form einer öligen Lösung (Konakion MM) zu schlucken erhält, und zwar aus praktischen Erwägungen zum Zeitpunkt der ersten drei Vorsorgeuntersuchungen U1 bis U3.

Warum eigentlich ? Vitamin K ist ein fettlösliches Vitamin, dass für das kindliche Blutgerinnungssystem eine außerordentlich wichtige Rolle spielt. Voll gestillte Kinder erhalten weniger Vitamin K als Flaschenmilch-ernährte Kinder. Dies führte früher dazu, dass in den Jahren vor Einführung einer generellen Vitamin K-Prophylaxe Blutungen (z.T. auch Blutungen im Gehirn) bei vollgestillten Neugeborenen infolge eines Vitamin K-Mangels beobachtet wurden. Ohne eine Vitamin K-Prophylaxe treten diese Blutungen bei etwa 1 von 10 000 Kindern auf, also angesichts der aktuellen Geburtenzahlen recht selten. Mit Einnahme der o.g. standardisierten Vitamin K-Prophylaxe ist eine Vitamin K-Mangelblutung während der frühen Säuglingszeit nahezu ausgeschlossen. In der Kinderarztpraxis berichten mir Eltern gelegentlich im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen U2 und U3, dass ihnen seitens Geburtshilfe oder Hebamme von der o.g. Prophylaxe abgeraten worden sei.

Manche Eltern geben ihren Kindern stattdessen tagtäglich eine verdünnte ölige Lösung. Rein rechnerisch ist mit dieser niedriger dosierten Prophylaxe der Tagesbedarf an Vitamin K zu decken, allerdings gibt es keinerlei Untersuchungen, die eine Wirksamkeit dieser niedriger dosierten Prophylaxe auf die Vermeidung von Vitamin K-Mangelblutungen belegen. Somit kann ich als betreuender Kinderarzt nicht dazu raten. Hinzu kommt, dass mir hin und wieder Eltern berichten, nicht jeden Tag daran gedacht zu haben, die verdünnte Lösung zu geben, oder dass sie die Vitamin K-Lösung nicht lichtgeschützt und im Kühlschrank gelagert haben. Interessanterweise empfiehlt selbst die Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland – mitfederführend der Leitende Kinderarzt des Gemeinschaftskrankenhauses Herdecke Dr. Längler – nicht die o.g. Form der Vitamin K-Prophylaxe als verdünnte Lösung ab dem 1. Lebenstag.

In einem offiziellen Merkblatt wird stattdessen die auch in Holland über viele Jahre praktizierte Vitamin K-Prophylaxe favorisiert: Unmittelbar nach Geburt wird eine einmalige hoch dosierte Gabe von 1 mg gegeben, gefolgt von einer verdünnten Vitamin-K-Lösung 3 Monate lang ab dem zweiten Lebenstag. Natürlich ist die Frage spannend, warum Muttermilch vergleichsweise wenig Vitamin K enthält, und ob es nicht einen tieferen Sinn hat, dass das Gerinnungssystem Neugeborener wegen des niedrigen Vitamin K-Gehaltes in Muttermilch langsam reift. Aber diese Fragen sollten Eltern nicht davon abbringen, ihre Neugeborenen sicher vor den seltenen und früher gefürchteten Vitamin K-Mangelblutungen zu schützen.

Wie reagiert ein Kinderhirn auf Internet und Multitasking?

Im Zeitalter von iPhone und Co. scheint die Frage, ob und inwieweit unser Gehirn – vor allem aber das sich entwickelnde Kindergehirn – durch das digitale Leben und das Internet beeinflusst wird, schon längst von der Wirklichkeit überrannt worden zu sein. Multitasking – d.h. die Fähigkeit eines Betriebssystems (unseres Gehirns), mehrere Aufgaben (tasks) nebenläufig auszuführen, wobei verschiedene Prozesse in so kurzen Abständen immer abwechselnd aktiviert werden, so dass der Eindruck von Gleichzeitigkeit entsteht – prägt wie selbstverständlich den Alltag auch unserer Kinder.

Vorwiegend visuelle und akustische Reizüberflutung zeigt unserem Gehirn permanent die Grenzen gleichzeitiger Informationsverarbeitung auf; das Gehirn filtert Informationen auf eine noch eben wahrnehmbare Menge und ist durch diese stetige Informationsabwehr dauergestresst. Was aber machen Multitasking und das Internet mit unserem Gehirn ? – Neurowissenschaftler wie z.B. Gary Small von der University of California in Los Angeles gehen der Frage nach, ob es sichtbare Unterschiede in der Gehirntätigkeit von internetunerfahrenen Menschen und erfahrenen Webnutzern gibt. In der Tat lassen sich in bestimmten Stirnlappenarealen der Großhirnrinde, dem sogenannten dorso-lateralen präfrontalen Cortex, Veränderungen nachweisen: es handelt sich hierbei um eine der „Kommandozentralen” des menschlichen Gehirnes. Die betroffenen Hirnareale bestimmen unsere Art und Weise, Probleme zu lösen ebenso wie die Konzentrationsfähigkeit. Martin Korte, Neurobiologe an der TU Braunschweig und Autor des 2009 erschienenen Buches „Wie Kinder heute lernen”, bestätigt:”Wer sich auf Multitasking konditioniert, zahlt einen hohen Preis” (FAZ, 30.04.2010).

Unsere Internetgewohnheiten drohen nicht nur unseren Alltag zu verändern, sondern auch unser Denken. Die Konzentrationsfähigkeit wird auf zu kurze Zeitspannen eingestellt, Sprachkompetenzen verkümmern ebenso wie haptische Fähigkeiten (griech.: hapt&Iuml;&OElig;s „fühlbar”, haptik&Iuml;&OElig;s „zum Berühren geeignet”), soziale Intelligenz und Empathiefähigkeit sinken. Vor diesem Hintergrund sei auch die weltweit erste prospektiv randomisierte Studie zu Auswirkungen von Videospielen im Grundschulalter genannt, die jüngst von Herrn Prof. Spitzer aus Ulm unter dem Titel ‘Schenken Sie doch – schlechte Noten und geringere Elternbindung’ (Nervenheilkunde 2010; 29:263-266) veröffentlicht wurde. Jungen, die eine sogen. Playstation geschenkt bekamen, erzielten in den folgenden Schuljahren schlechtere Schulnoten. Zudem mindert die Nutzung von Konsolen und anderen Bildschirmmedien die Qualität der Beziehungen zu Familie und Freunden, wie Prof. Spitzer bereits in seinem lesenswerten Buch ‘Vorsicht Bildschirm’ (Ernst Klett Verlag 2005) berichtet.

Auch wenn die zunehmend bei Kindern und Jugendlichen diagnostizierte Erkrankung ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom) wissenschaftlich als ein Stoffwechseldefekt betrachtet wird, so müssen die o.g. Erkenntnisse alarmieren. Eltern und Kindern Regeln zum Umgang mit Bildschirmmedien, Internet & Co. an die Hand zu geben bedeutet auch ADHS-Prävention.

Erhöht Paracetamol das Asthma-Risiko?

In letzter Zeit mehren sich Berichte, daß die Gabe des Fiebersenkers Paracetamol (PCM) im Kleinkindalter die Entwicklung von Asthma bronchiale begünstige. Wie sieht die aktuelle Datenlage hierzu aus und wie nimmt die AG Arzneimittelallergie der GPA (Gese. für Päd. Allergologie) Stellung ? Sollten wir tatsächlich künftig auf den Einsatz des bewährten Fiebersenkers Paracetamol in der Kinderheilkunde verzichten?

Tatsächlich gäbe es denkbare pathophysiologische Zusammenhänge zwischen PCM-Einnahme und einer Schädigung der Atemwegsschleimhäute. So führt der reaktive PCM-Metabolit NAPQI (N-Acetyl-p-Benzochinonimin) zu einer Veränderung der Glutathion-Konzentration in Lungenzellen. Hierdurch reagieren die betroffenen Gewebe auf zusätzlichen oxidativen Streß (z.B. Tabakrauchexposition, Luftwegsinfekte) frühzeitig mit Entzündungsreaktionen. Eine hieraus resultierende bronchiale überempfindlichkeit als Vorstufe eines Asthma bronchiales wäre also vorstellbar.

Die zwei meistbeachteten Studien hierzu sollen kurz genannt werden: 1. Beasley R et al: Association between paracetamol use in infancy and childhood and risk of asthma, rhinoconjunctivitis and eczema in children aged 6-7 years. Lancet 2008; 372:1039-1048.  2. Persky V et al.: Prenatal exposure to acetaminophen and respiratory symptoms in the first year of life. Ann Allergy Asthma Immunol 2008;101(3):271-8. Beide genannten Untersuchungen, die im Zusammenhang mit der o.g. Fragestellung gerne zitiert werden, weisen z.T. erhebliche methodische Schwächen auf. So wurden z.B. zur Datenerhebung für Studie 1 Eltern von sechs- bis siebenjährigen Kindern per Fragebogen rückblickend nach einer Paracetamol-Therapie im ersten Lebensjahr und nach asthmatischen Symptomen ihrer Kinder innerhalb der vergangenen zwölf Monate befragt.

In jedem Fall sollten die Veröffentlichungen trotz berechtigter Kritik an der Datenerhebung insofern Beachtung finden, daß der Frage nach einem kausalen Zusammenhang von PCM-Einnahme und Asthma bronchiale weiter nachgegangen wird. Fazit: Ein kausaler Zusammenhang zwischen pränataler/frühkindlicher PCM-Exposition und dem Auftreten eines Asthma bronchiales im Kindesalter kann nach derzeitiger Studienlage weiter nicht als gesichert gelten. Ein grundsätzlicher Verzicht auf den Einsatz dieses seit Jahrzehnten gerade in der Kinderheilkunde fest etablierten Wirkstoffes ist daher zum jetzigen Zeitpunkt nicht gerechtfertigt.

Dennoch ist ein Zusammenhang zumindest ‘pathophysiologisch plausibel’. Alle bisher durchgeführten Studien zur intrauterinen und frühkindlichen PCM-Exposition haben übereinstimmend Indizien für eine Verbindung zwischen PCM-Einnahme und Asthmarisiko ergeben. Daher sind nun dringend weitere, gut konzipierte (prospektiv, randomisiert, kontrolliert) Studien erforderlich, um einen kausalen Zusammenhang entweder zu belegen oder auszuschließen. Bis entsprechende Resultate vorliegen, kann keine Empfehlung gegen den Einsatz des bewährten Fieber- und Schmerzmittels ausgesprochen werden. Nachwievor gilt aber, daß PCM, insbesondere während der Schwangerschaft, niemals unkritisch, sondern nur bei entsprechender Indikation, im Rahmen der therapeutischen Dosisempfehlungen und unter Berücksichtigung von Alternativen (z.B. Ibuprofen) einzusetzen ist.

Wie kann ich bei meinem Kind einer Allergie vorbeugen?

Neue Empfehlungen zur Allergieprävention – eine häufig gestellte Frage lautet: Was kann/sollte ich tun, damit mein(e) Kind(er) keine Allergie bekommen? Ich möchte daher an dieser Stelle die neue, überarbeitete S3-Leitlinie Allergieprävention, veröffentlicht in Pädiatrische Allergologie 3/2009, 12:14-22. Insbesondere für die bis dato geltende Empfehlung, potentielle Nahrungsmittelallergene (Kuhmilch, Ei, Weizen, Soja, Fisch) im ersten Lebensjahr zu meiden, gibt es keine Belege. Sie kann deshalb nicht empfohlen werden.

Die zwei wesentlichen vorbeugend wirksamen Empfehlungen lauten: 1. Nichtrauchen bzw. rauchfreie Umgebung, keine Passivrauchbelastung ! 2. Nach Möglichkeit vier Monate voll Stillen. Die vollständigen Empfehlungen zur Allergieprävention in Form eines Eltern-Ratgebers lauten: – Keine Tabakrauch-Belastung in und nach der Schwangerschaft – Eine mütterliche Diät zur Allergie-Vorbeugung in der Schwangerschaft und Stillzeit ist nicht sinnvoll. – Nach Möglichkeit vier Monate voll stillen. – falls Stillen nicht möglich: Hydrolysatnahrung (HA) in den ersten vier Monaten verabreichen. – Beikost schrittweise einführen, wenn das Kind volle vier Monate alt ist. – Keine felltragenden Haustiere neu anschaffen. – Luftschadstoffe (z.B. Formaldehyd) im Kinderzimmer vermeiden. – Hohe Luftfeuchtigkeit in Innenräumen vermeiden und regelmäßig lüften, um einem Schimmelpilzwachstum vorzubeugen. – Haut möglichst schonend reinigen und pflegen. – Keine allergisierenden Substanzen auf die Haut bringen. – Alle empfohlenen Schutzimpfungen durchführen. – übergewicht vermeiden.

Ist Paracetamol schädlich für mein Kind?

Vom Umgang mit Paracetamol. Schon sehr lange ist bekannt, daß das bewährte Arzneimittel Paracetamol (PCM), das bei Fieber und Schmerzen Anwendung findet, im Falle einer Überdosierung schwere Leberschäden oder gar ein tödliches Leberversagen auslösen kann. Das Medikament war, ist und bleibt in den bislang empfohlenen Dosierungen sicher und zuverlässig, solange man die maximal zulässigen Dosismengen nicht überschreitet. Die empfohlene Dosis für die Einzelgabe beträgt 10 – 15 mg/kg Körpergewicht; eine Tagesgesamtdosis von 60 mg/kg Körpergewicht sollte nicht überschritten werden.

Nun hat die Bundesoberbehörde für Arzneimittelzulassung und -sicherheit, das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn am 14.05.2008 alle Hersteller aufgefordert, diese obere Dosisbegrenzung in die sogen. Beipackzettel aufzunehmen. Da nun von den Herstellern eine generelle 4-malige Gabe pro Tag kalkuliert wurde, führte dies dazu, daß v.a. bei Säuglingen und Kleinkindern nun z.T. niedrigere Einzeldosen als früher empfohlen werden. Beispiel: Ein 13 kg schweres Kleinkind erhielt nach bisherigen Empfehlungen 250 mg PCM als Einzeldosis, d.h. eine Einzeldosis oberhalb der o.g. empfohlenen 10-15 mg/kg Körpergewicht. Bei tatsächlich 4-mal täglich verabreichten 250 mg bedeutete das eine deutliche überschreitung der maximal empfohlenen Tagesgesamtdosis von 60 mg/kg Körpergewicht.

Allerdings bliebe man bei bis zu 3-mal täglich verabreichter Einzeldosis von 250 mg unterhalb der 60 mg/kg Körpergewicht. Die Umsetzung der BfArM-Bekanntgabe für dies rezeptfrei erhältliche Medikament liegt in der Verantwortung des jeweiligen pharmazeutischen Unternehmers. Daher wurden – ausgehend von einer Kalkulation, die auf einer 4-mal täglich verabreichten Einzeldosis PCM basiert – die Empfehlungen in den aktuellen Beipackzetteln z.T. reduziert: Säuglinge bis 7 kg sollen nun eine Einzeldosis von 75 mg PCM erhalten, Kinder von 7 – 16 kg erhalten 125 mg, Kinder ab 16 kg erhalten 250 mg. Fazit: Es ist sehr lobenswert, gerade Dosierungsempfehlungen für Kinder immer wieder kritisch zu hinterfragen. Allerdings ist anzumerken, daß bei einer bis zu 3-mal täglich verabreichten Dosis PCM nach den bisherigen, bewährten Empfehlungen die maximal empfohlene Tagesgesamtdosis nicht überschritten wurde. Die in unserer Praxis bereits seit langer Zeit praktizierte Empfehlung, in Phasen höheren Bedarfes an fiebersenkenden Mitteln Paracetamol und Ibuprofen im Wechsel zu geben, verhindert sicher die Gefahr von überdosierungen. Eine unkritische Anwendung der neuen Einzeldosisempfehlungen für PCM birgt die Gefahr von Unterdosierungen (z.B. 125 mg bei einem 16 kg schweren Kind). Daher ist bei Beachtung der maximal empfohlenen Tagesgesamtdosis von 60 mg/kg Körpergewicht in der Akutsituation eine einmalige Gabe von PCM nach den bisherigen Dosisempfehlungen sicher wirksam, schadlos möglich und daher auch weiterhin empfehlenswert.