Sollen alle Kinder gegen Grippe geimpft werden? Alljährlich im Herbst stellt sich in der Kinderarztpraxis die Frage, wie mit der jährlichen Grippe-Impfung umgegangen werden soll. Zahlreiche Eltern, die vielleicht gerade bei ihrem Hausarzt selber eine Grippe-Impfung erhalten haben, fragen gezielt nach, ob auch ihre Kinder den Schutz gegen Influenza bekommen sollten. Zunächst einmal gilt es immer wieder festzustellen, daß die Grippe-Impfung nur vor der echten Grippe, der sogenannten Influenza, schützt und nicht vor den zahlreichen grippalen Infekten, die insbesondere kleinere Kinder im Winterhalbjahr eben so durchmachen. Gerade in diesem Jahr enthält die Influenza-Vakzine relativ neue Stämme, gegen die die meisten Menschen wohl noch keinen Immunschutz haben dürften: – A/Brisbane/59/2007(H1N1), – A/Uruguay/716/2007(H3N2), -B/Florida/4/2006.
Der Grippe-Impfung wird daher in diesem Winterhalbjahr insbesondere im Falle einer Epidemie eine besondere Schutzwirkung beigemessen. In den aktuellen Impfempfehlungen der STIKO und der Schutzimpfungs-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses wird empfohlen, dass alle Personen über 60 Jahren eine jährliche Grippe-Impfung erhalten sollen. Ferner geimpft werden sollten alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens (z.B. chronische Atemwegserkrankungen wie Asthma bronchiale, chronische Herzerkrankungen etc.).
Darüber hinaus wird angeführt, daß auch Personen mit erhöhter Gefährdung wie z.B. medizinisches Personal und Personen in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr geimpft werden sollten. Die Formulierung ‘Personen in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr’ ist natürlich sehr weit gefaßt und wenig konkret. Sollen also auch alle gesunden Kinder in Kindertageseinrichtungen, Kindergärten und Schulen gegen Influenza geimpft werden?
Das Westfälische Ärzteblatt beantwortet aktuell diese Frage eindeutig: In Nordrhein-Westfalen gibt es eine Impfempfehlung für alle Bürger. – In den USA werden seit etlichen Jahren alle Kinder ab 6 Monaten jährlich gegen Grippe geimpft, sie erhalten den sogen. ‘Flu-Shot’. Unter der berechtigten Vorstellung, daß gerade kleine Kinder besonders gefährdet sind, im Falle einer Influenza einen komplizierten Verlauf durchzumachen, erhalten dort Kinder von 6 Monaten bis 3 Jahren eine halbe Impfdosis (in der ersten Impfsaison sind sogar 2 Impfdosen vorgesehen), Kinder ab 3 Jahren eine komplette Impfdosis. Der Grippe-Impfung bei Kindern wird deshalb besondere Bedeutung beigemessen, weil Kinder mit ihren engen Sozialkontakten als Infektionsüberträger und Multiplikatoren die Grippe aus den Gemeinschaftseinrichtungen in die Familien hinein tragen können.
Wie sollte also konkret mit der Grippe-Impfung bei Kindern umgegangen werden: Zuallererst sollten die Risikopatienten (Asthmakinder, Kinder mit Herzfehlern, Kinder mit Immunmangelsyndromen usw.) und das medizinische Personal geimpft werden. Da zu erwarten ist, daß aufgrund der o.g. Beweggründe auch in Deutschland bald eine generelle Impfempfehlung ausgesprochen werden wird, können auch alle Eltern, die ihre gesunden Kinder gegen Grippe impfen lassen wollen, dies beruhigt tun.
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Ihr Dr. Guido Hein