Seit Jahren steigen die Zahlen der Neuerkrankungen an Diabetes mellitus Typ 1 (DMT1), der häufigsten Stoffwechselerkrankung im Kindes- und Jugendalter. Mehr als 30.000 Patienten unter 20 Jahren sind aktuell in Deutschland an DMT1 erkrankt. Die Rate an Neuerkrankungen steigt derzeit um 3-5% jährlich, zunehmend sind auch Kleinkinder unter 5 Jahren betroffen. Kinderdiabetologen erwarten derzeit eine Verdopplung der neuen Erkrankungsfälle bei Kindern unter 5 Jahren bis 2020 (Patterson et al. – Lancet 2009: 373:2027ff).
Bei Diabetes mellitus Typ 1 handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der Autoantikörper gegen körpereigene, insulin-produzierende Zellen in den Langerhanschen Inseln der Bauchspeicheldrüse gebildet werden. Folge ist ein lebenslanger Insulinmangel.
Symptome einer Erstmanifestation sind insbesondere starker Durst, Harndrang, Antriebslosigkeit und Gewichtsverlust. Trotz neuer Behandlungsmöglichkeiten wie Insulinpumpen und kontinierlicher Blutzuckermessungen ist Diabetes mellitus Typ 1 nachwievor nicht heilbar.
Die Ursache für DMT1 und den Anstieg an Neuerkrankungen bleibt noch ungeklärt. Sicher ist, daß eine Neigung zu Autoimmunerkrankungen genetisch vorbestimmt wird. Welche Auslöser aber letztendlich warum zum Ausbruch der Erkrankung führen, ist unklar. Diskutiert werden Infektionen (v.a. durch Enteroviren) und diverse Umwelteinflüsse, eine gestörte Darmflora (Mikrobiom), Vitamin D-Mangel u.v.m. Auch eine Kaiserschnittgeburt scheint mit einem statistisch erhöhten Risiko für DMT1 einherzugehen. Obwohl dem Immunsystem eine Schlüsselrolle in der Entstehung von DMT1 zukommt, konnten zuletzt einige großangelegte Untersuchungen zeigen, daß Impfungen nicht das Risiko für Diabetes mellitus erhöhen (Vaarala et al. – Pediatr. Infect Dis J 2017: 36(7):674; Beyerlein et al. – Vaccine 2017: 35(14):1735; Morgan et al. – Diabetologia 2016: 59(2):237ff.).
Ihr Dr. Guido Hein, 2017