Zeit und Ruhe statt Antibiotika bei Atemwegsinfekten

Akute Atemwegsinfekte sind gerade im Herbst und Winter ein häufiger Vorstellungsgrund in einer Kinderarztpraxis. Ein hierzulande aufwachsendes, gesundes Kindergartenkind hat durchaus mal 10 Atemwegsinfekte pro Jahr. Ganz plötzlich treten dabei Halsschmerzen und Schnupfen auf, begleitet von Appetitlosigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen. Das Fieber als Reaktion der körpereigenen Infektabwehr kann bis zu einer Woche anhalten, der Husten als sinnvolle körpereigene Strategie zur Reinigung der Atemwege deutlich länger.

Akute Atemwegsinfekte werden zumeist (in über 90 % der Fälle) durch Viren verursacht, daher sind Antibiotika wirkungslos. Durch die Pneumokokken-Impfung im Säuglingsalter sind früher gefürchtete, bakterielle Atemwegsinfektionen deutlich seltener geworden.

Natürlich ist gerade bei kleinen Kindern je nach Krankheitsverlauf eine ärztliche Untersuchung sinnvoll, um andere Fieberursachen und bakterielle Superinfektionen auszuschließen. Der körpereigene Heilungsprozeß braucht auch bei Kindern in erster Linie Zeit und Ruhe. Reichlich Trinken und Linderung bringende Maßnahmen wie Inhalationen, Schmerzmittel, Nasenspray und auch bewährte Hausmittel können ergänzend eingesetzt werden.

Gerade wenn bereits Einjährige ganztägig außerhalb der Familie betreut werden, wird der Anspruch auf rasche Genesung nicht selten zu einem Ruf nach Antibiotika. Der unnötige oder häufige Einsatz von Antibiotika bringt aber Nachteile mit sich, durch direkte Nebenwirkungen oder durch Einfluß auf die natürliche Darmflora. Daher sollten antibakterielle Therapien im Kindesalter auf das Notwendige beschränkt werden. Bei akuten Atemwegsinfekten sind Zeit und Ruhe am wirksamsten.

Ihr Dr. Guido Hein, 2017