‘An apple a day keeps the doctor away’, so lautet eine altbekannte Weisheit der Ernährungsmediziner. Gleichwohl verschmähen – obgleich so ungemein gesund – gerade Kinder nicht selten das pelzige Kaugefühl von Apfelschalen, und manch einem Ernährer erscheint das tägliche Schnitzen von geschälten Apfelschiffchen doch mitunter recht mühsam.
Da trifft es sich für alle Beteiligten recht angenehm, sich das Argument eines latenten Flüssigkeismangels (siehe DONALD-Studie des FKE bzw. KIGGS-Studie des RKI) zu Nutzen zu machen und den täglichen Apfel in flüssiger Form anzubieten. Der allgegenwärtigen Gefahr eines überall lauernden Flüssigleitsmangels vorbeugend und dem modernen Lifestyle entsprechend sieht man daher in deutschen Fußgängerzonen heute kaum noch Kleinkinder in Buggies sitzen, die nicht mit bunten Trinkflaschen bewaffnet durch die Straßen kutschiert werden; absoluter Favorit bei den Kindergetränken bis zum Erreichen des Soft-Drink-Alters seit geraumer Zeit ist – die Apfelschorle.
Und während man zeitweise geneigt ist, diese wespenanziehenden, klebrigen Trinkgefäße unserer Kinder kopfschüttelnd zu mißbilligen – weil sich ab und an der gesunde Menschenverstand einschaltet und einfach nicht glauben möchte, daß es gesund sein kann, wenn Milchzähne ganztägig von Apfelschorlen dauerumspült werden und diese Dauernuckelei einer allzeit verfügbaren Sofortbefriedigung oraler Gelüste gleichkommt, auch weil so mancher Zögling aufgrund des permanenten Apfelschorle-Konsums so gar keinen Appetit zu den Mahlzeiten entwickeln kann oder andere Kinder mit chronischen Durchfällen auf die Fruchtsaft-Exzesse reagieren usw. – mehren sich die wissenschaftlich belegten Anzeichen dafür, daß regelmäßiger Konsum von Apfelsaft die altersbedingte Abnahme der kognitiven Fähigkeiten verzögern kann.
Thomas B. Shea und sein Team vom Center für Cellular Neurobiology an der Neurodegeneration University Massachusetts haben eine ganze Reihe von Versuchen durchgeführt, die zeigten, daß Mäuse, die Apfelsaft erhielten, besser in Labyrinth-Tests abschnitten und die Fähigkeiten auch beim Altern länger erhalten konnten. Die jüngste Untersuchung bestätigte, daß Mäuse, die einen Monat täglich das äquivalent von 2 Glas Apfelsaft erhielten, weniger Beta-Amyloid produzieren. Dieses Proteinfragment ist verantwortlich für die Bildung von ‘senilen Plaques’, die sich im Gehirn von Alzheimer-Patienten finden [Chan A, Shea T: Dietary supplementation with apple juice decreases endogenous Amyloid-Beta levels in murine brain. Journal of Alzheimers`s Disease 2009, 16:1].
Also gut. – So läßt sich den allgegenwärtigen apfelschorlesüppelnden Buggyfahrern wieder mit einem wohlwollenden Zunicken begegnen, und schon erwische ich mich dabei, mir des Abends heimlich ein Gläschen Apfelschorle zu genehmigen.
Ihr Dr. Guido Hein