Krätze – von wegen „Das juckt mich nicht“

Dieser Tage entdecke ich an einem Säugling, der mir wegen eines offenbar stark juckenden Ekzems am ganzen Körper vorgestellt wird, verdächtige Papeln und Pusteln auch an der Fußsohle, bei eingehender Suche finde ich sogar entzündlich gerötete Milbengänge in der Haut. Die völlig übermüdete Mutter zeigt mir schließlich ganz ähnliche Hautveränderungen, etwa zwischen ihren Fingern, an ihren Handgelenken und -flächen.

Krätze oder Skabies (vom lateinischen scabere: kratzen) ist eine uralte parasitäre Infektionskrankheit der Haut und wird von Milben hervorgerufen, die durch engen Körperkontakt übertragen werden. Die bis zu einen halben Millimeter großen Weibchen der Krätzmilbe (Sarcoptes scabiei, übersetzt „Fleischbeißer“) graben nach ihrer Begattung einen Tunnel in die obere Hornhautschicht, wo sie einige Wochen leben und dort Kot und Eier hinterlassen. Die durch eine Milbeninfektion verursachten Hautveränderungen wie auch der starke nächtliche Juckreiz sind Ausdruck einer allergischen Reaktion auf Milbenspeichel und -kot.

Während man der Krätze ganz früher mit Schwefel oder Persischem Pulver (aus den Blüten der Chrysantheme) beizukommen versuchte, wurde der Milbenbefall noch bis Anfang dieses Jahrtausends mit Lindan, einem aggressivem Pestizid, behandelt. Heute stehen uns für die Lokaltherapie weniger schädliche Emulsionen mit den Wirkstoffen Permethrin und Benzylbenzoat zur Verfügung. Seit 2016 zur Krätzebehandlung zugelassen ist zudem Ivermectin, eigentlich ein Wurmmittel, das eine effektive Einmaltherapie in Tablettenform (allerdings erst ab einem Körpergewicht > 15 kg) möglich macht. Sehr hartnäckig und langwierig, manchmal kaum von einer aktiven Skabies zu unterscheiden, sind die postskabiösen Hautekzeme nach erfolgter Behandlung.

„Kackende Larven in der Haut – geht`s noch ekliger ?!“ – Wer mehr über Krätzmilben, aber auch Läuse, Zecken, Wanzen und Flöhe erfahren möchte, dem sei das folgende wunderschöne Kinderradiohörspiel von Christiane Kopka empfohlen. (WDR5, KiRaKa, 21.01.2018) Link – siehe unten.

Ihr Dr. Guido Hein, 2018